Religions for Peace Augsburg-Schwaben stellt sich Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber vor
Am 15. Januar 2024 kam es auf Wunsch der Oberbürgermeisterin Eva Weber aus Augsburg zu einem Treffen in der Lernwerkstatt für interreligiöse Bildung der Universität Augsburg (Prof. Dr. Elisabeth Naurath), bei dem wir inhaltlich zum Thema ‚Maria und Jesus im Islam‘ arbeiteten (Hülya und Esma). Beide versorgten uns auch mit leckeren Speisen und gestalteten diesen überaus spannenden Abend, da sie uns über die Figuren Maria und Jesus im Koran berichteten, was für uns alle neu war.
Zunächst stellte Elisabeth Religions for Peace als internationale wie auch regional wirksame Friedensorganisation vor, z.B.: wann die Organisation gegründet wurde (nämlich 1970 beim ersten Weltkongress von Kyoto) und dass das Anliegen von RfP vor allem darin besteht, das Potential der Religionen zum Frieden nach vorne zu stellen. Treffenderweise befindet sich das Büro von RfP International in New York gegenüber dem Gebäude der UN.
Anschließend berichtete uns Hülya, dass sie zwar mit anderen Weihnachten feiere, aber nicht bei sich zu Hause. Sie erzählt auch ihren Schulkindern, wer Jesus laut Koran war.
Im Islam sind Maria und Jesus wichtige Personen, wobei Maria im Koran Meryem heißt und Jesus Isa. Meryem nimmt im Islam eine außergewöhnliche Sonderstellung bei Gott ein, der sie als Vorbild zeigt und sie zur besten Frau der Menschheitsgeschichte erklärt hat. Außerdem verlieh Gott ihr und Isa eine Besonderheit, die niemand vor oder danach erhalten hatte, nämlich dass beide bei ihrer Geburt nicht vom Satan berührt wurden.
Gott bezieht Meryem nicht wie damals üblich auf ihren Vater als „Tochter des Imrans“, sondern nennt sie nur Meryem und Isa nennt er den „Sohn Meryems“.
Vom Propheten Zacharias wurde Meryem bereits als Kleinkind im Vorhof des Tempels unterrichtet, in die eigentlichen Tempelräume selbst durfte sie als Frau nicht. Durch den Engel Gabriel blies er den Geist Isas in Meryem und sie empfing ihn. Allah versorgte sie auch im Winter mit Obst und während der Geburt Isas mit Datteln.
Im Koran ist Meryem nicht die schamhafte, züchtige Jungfrau, sondern eine Frau durch und durch mit Geburtswehen und Schmerzen, die in Gebetshäuser geht, wo Frauen keinen Zutritt haben, ein Kind empfängt ohne Mann und ihren Namen an ihr Kind weitergibt und nicht den des Mannes.
Gott zeigt uns also im Koran, dass der Stamm der Propheten auf eine Frau zurückgeht.
Esma hatte sich mit Isa im Koran beschäftigt. Im Islam gibt es viele Propheten, 25 werden namentlich genannt, davon sind fünf besonders wichtig, u.a. Isa, der bereits als Säugling im Tempel sagt: „Gott hat mich zum Propheten gemacht.“
Laut Koran ist allerdings anders als im Christentum die Gottessohnschaft nicht möglich. Der offizielle Titel Isas im Koran lautet: Diener Gottes, d.h. Entfaltung des eigentlichen Kerns seines Daseins.
Auch wird Isa im Koran nicht gekreuzigt. Gott hat ihn beschützt und Körper und Seele Isas in den Himmel emporsteigen lassen. Am Ende der Welt wird Isa als Friedens- und Streitschlichter wiederkommen.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde gab es einen inspirierenden Gesprächsaustausch mit unserer Oberbürgermeisterin Eva Weber. Unsere Musliminnen berichteten über Diskriminierungserfahrungen im Alltag, z.B. wie schwierig es nach wie vor für sie mit Kopftuch im Alltag sei und wie ihre Kinder in der Schule zum Teil einfach in Förderstunden eingeteilt werden, ohne deren tatsächliche Fähigkeiten zu berücksichtigen. Zusätzlich fühlen sie sich vor allem nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 unter Generalverdacht gestellt. Besonders belastend aktuell: die publik gewordenen „Remigrations“-Fantasien einzelner AfD-Mitglieder. Diese ließen sie bereits darüber nachdenken, das Land zu verlassen – aber wohin? Deutschland sei schließlich ihre Heimat.
In dem regen Gesprächsaustausch erlebten wir unsere Oberbürgermeisterin als aufmerksame und interessierte Gesprächspartnerin, die unsere kommunikative Gesprächsform unter Frauen sehr zu genießen schien. Wir behandelten wichtige zukunftsweisende Themen hinsichtlich der aktuellen Herausforderung, dass Menschen verschiedener Religionen im Dialog für den sozialen Frieden einer Stadtgemeinschaft bleiben. Für die große Wertschätzung unserer Gruppe in ihrem Beitrag zu Dialog und Frieden sind wir sehr dankbar. Ermutigt wollen wir mit dem Runden Tisch der Religionen zusammenarbeiten, um die gemeinsame Friedensarbeit für die Stadt sichtbar und wirksam werden zu lassen.
Am Ende lag ein erfüllender Abend hinter uns, der uns mit dem Gefühl der Verbundenheit und Freundschaft beseelt nach Hause gehen ließ, trotz der dunklen Wolken, die gerade über unserem Land schweben.
Text: Birgit Mair, Bilder: Sibylle Becherer
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