Weltkonferenz RfP
August 2019

Statement zum Thema der Weltkonferenz Religions for Peace der Gruppe Augsburg/ Schwaben

Monument in Lindau
Podium Weltkonferenz
Redner Weltkonferenz
Publikum Lindau

Uns ist es wichtig, die großen und sehr allgemein gehaltenen Ziele von Religions for Peace in den Alltag zu übersetzen. Frei nach dem Motto ‚small is beautiful’ sehen wir den konstruktiven Ansatz aller Friedensbemühungen unter den verschiedenen Religionen und Konfessionen im Kleinen, im Alltag, in der dialogischen Begegnung, darin sich kennenzulernen, sich einzuladen, miteinander Feste zu feiern, sich gegenseitig von Lebensthemen und auch Konflikten, dem Leiden unter Vorurteilen und Feindbildern zu berichten und diese zum Thema und Problem der ganzen Gruppe zu machen.

Wir erleben unsere Gemeinschaft als große Bereicherung, die unseren Horizont weitet und Freude in unser Leben bringt. Dabei setzen wir das Friedenspotential der Religionen als gegenseitiges Vertrauen voraus und wollen es stärken – gerade angesichts einer gegenwärtigen Situation, in der Fundamentalismen, Vorurteile und Feindbilder gegen manche Religionen wieder wachsen und wir mit Sorge in der Gesellschaft ein Erstarken von Antisemitismus und Anti-Islamismus wahrnehmen. 

Eine besondere Chance im Einsatz für den weltweiten Frieden sehen wir in der Vernetzung und im Dialog von Frauen aus den verschiedenen Religionen. Der Grund liegt darin, dass in den meisten Religionen die Repräsentanten männlich sind und insofern durch die Verquickung mit Machtinteressen die Gefahr besteht, dass eher hierarchische Sichtweisen und positionelle Verhärtungen, die einen konstruktiven und zukunftsweisenden Dialog behindern, zu beobachten sind. Frauen, die persönliche, alltägliche und familiäre Perspektiven mitbedenken und die friedvolle Zukunft ihrer Kinder im Blick haben, eine hörbare und engagierte Stimme für den Frieden zu geben, ist unser Ziel.

Friedenszeichen

Religionen für den Frieden – 
Eindrücke zur Weltkonferenz von Religions for Peace (RfP) in Lindau im August 2019

Publikum Lindau
Publikum Lindau
Fahnen

Von der ersten Minute an bin ich beeindruckt: Ich betrete einen Saal, der bis auf wenige freie Plätze eng gefüllt ist mit ca. 900 Religionsvertreter*innen aus der ganzen Welt. Ein buntes Bild von Menschen, denen man ihre Heimatorte irgendwie ansieht: Da sind asiatische Menschen, Frauen und Männer in leuchtenden afrikanischen Kleidern, südamerikanische Frauen in Trachten und indigene Männer, die sich mit natürlichen Requisiten wie Federn schmücken. Hier in der Inselhalle von Lindau ist alles anders als gewohnt, denn hier sind nicht die weißen Europäer*innen in der Mehrheit, sondern Menschen aus anderen Kontinenten, die ihre Erfahrungen und Sichtweisen mit Selbstbewusstsein einbringen. Das habe ich so noch nie erlebt, und ich merke, wie gespannt ich darauf bin, ihre Redebeiträge zu hören: Welche Erfahrungen machen sie als religiöse Menschen in ihren Kontexten? Als Musliminnen, als Bahais, als Christinnen, als Angehörige einer indigenen Religion? Welche Sorgen bewegen diese Menschen an ihren Lebensorten? Wie kann es gelingen, sich gemeinsam für den Weltfrieden einzusetzen?

Die Stimmung der Eröffnungsveranstaltung lässt sich nur schwer in Worte fassen, denn zumindest im religiösen Kontext ist hier ‚die Welt’ zusammengekommen – nicht um zu streiten, sondern um die Probleme dieser Welt (v.a. in sozialpolitischer Hinsicht mit Themen wie Armut, Hunger, Gewalt, Flucht) und dieser Erde (v.a. mit dem Fokus auf den Klimawandel, aber auch Vermüllung und Wasserknappheit) in den Blick zu nehmen und nach konstruktiven Lösungen zu suchen. So ist es für die deutschen Teilnehmer*innen schon ein Erlebnis, als Vertreter beider Kirchen – der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche von Deutschland Heinrich Bedford-Strohm und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx – mit Grußworten Religions for Peace als weltweite Organisation anerkennen und würdigen. Beide betonen mit Vehemenz die Bedeutung der 10. Weltkonferenz angesichts einer Mega-Krise der Welt, die sich vor allem in Problemen des Klimawandels, eskalierender Konflikte und Kriege und der für Europa virulenten Flüchtlingskrise niederschlägt. 

Im Anschluss daran betritt der Bundespräsident Deutschlands Frank-Walter Steinmeier das Rednerpult: In seiner Rede betont Steinmeier, wie wichtig es sei, den Missbrauch der Religionen für politische Machtinteressen in Geschichte und Gegenwart aufzudecken, zu benennen und entgegenzusteuern: „Ich persönlich glaube, meine Damen und Herren, Religionen können als wirkmächtige und belastbare Förderer des Friedens einen unverzichtbaren und auch unersetzbaren Dienst an den Menschen leisten. Religions for Peace hat dazu beigetragen, gerade das wieder zu entdecken.“ 

Mit diesen knappen Eindrücken zur Eröffnung der Weltkonferenz wird deutlich, wie wichtig es ist, die Friedenspotentiale der Religionen zu sehen: Eine Woche lang haben in Lindau ca. 900 Vertreter*innen aus 125 Ländern und 14 Religionen danach gefragt, welchen Beitrag die Religionen aufgrund ihres Glaubens leisten können, um Gewalt, Krieg, Klimawandel und soziale Ungerechtigkeit zum Wohl aller Erdenbürger*innen besser in den Griff zu bekommen. Sie haben nicht nur geredet und diskutiert, sondern Handlungsmöglichkeiten (action points) beschlossen, um aus der jeweiligen Perspektive jeder einzelnen Religion Verantwortung zu übernehmen und diese Welt segensreich mitzugestalten. 

Seit 2018 gibt es auch eine Religions-for-Peace-Gruppe Augsburg/ Schwaben mit Mitgliedern jüdischen, christlichen (römisch-katholisch, evangelisch, alt-katholisch), islamischen (sunnitisch, alevitisch, Ahmadiyya) und Bahai-Glaubens. Wir engagieren uns für den interreligiösen Dialog, um den Frieden für unsere Gesellschaft zu fördern.

Elisabeth Naurath

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